Jan Pfaff Journalist |
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Nirgendwo daheim
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Georg Kreisler floh
1938 als Jude aus Wien in die USA. Nach 17 Jahren kehrte
er zurück – und fühlt sich doch bis heute im Exil |
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Der Freitag, 09.06.2011 |
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Wie nähert man sich einer Legende? Erst
mal die Hand schütteln. Ganz allein sitzt Georg Kreisler
in der Lobby eines Business-Hotels in Weimar. Ein dünner
alter Mann in einem Sakko, das ihm von den Schultern
schlackert. Mit einer riesigen Brille und Augen, die das
Gegenüber neugierig bis amüsiert betrachten. In zwei
Stunden wird Kreisler im Zelt, das für den Sommer auf
dem Platz vor dem Hotel als Veranstaltungsort errichtet
wurde, auf die Bühne gehen und zusammen mit seiner Frau
Barbara Peters Gedichte lesen, ein wenig von früher
erzählen – und einige seiner alten „Everblacks“, seiner
schwarzhumorigen Lieder, rezitieren. Seit 2001 singt er
nicht mehr und spielt auch nicht mehr Klavier auf der
Bühne. Weil es nicht mehr so wie früher gehe, sagt er.
Im Juli wird Kreisler 89 Jahre alt. Er stemmt sich
langsam aus dem Ledersessel und läuft mit kleinen
Schritten zu einem Tisch in der leeren Hotel-Bar, hier
könne man ungestört reden. Der Freitag: Herr Kreisler, warum haben Sie eigentlich so eine große Brille? Georg Kreisler: Viele glauben, das sei Teil der Show, aber das stimmt nicht. Ich habe diese Brille seit vielen Jahren, das war früher Mode. Heute sind so große Modelle nur noch schwer zu finden, man kann sie aber extra anfertigen lassen. Als Künstler sind Sie vor allem bekannt für Ihren tiefschwarzen Humor. Das wird immer so verkürzt dargestellt. Schwarzhumorige Lieder finden Sie bei mir nur uralte. In den fünfziger Jahren habe ich ein paar geschrieben, aber seitdem habe ich alles mögliche andere gemacht: Theaterstücke, Romane, Opern, Gedichte. Auf Ihr bekanntestes Lied „Tauben vergiften“ werden Sie nicht mehr so gern angesprochen ... Ach, es ist mir wurscht, ob ich darauf angesprochen werde oder nicht – es ist halt nicht mehr aktuell. In Wien gab es in den fünfziger Jahren eine Taubenplage, und das Vergiften der Vögel stand einige Wochen in allen Zeitungen. Ich wollte damals etwas schreiben, das sich über das so genannte goldene Wiener Herz und die Wiener Gemütlichkeit lustig machte. Später habe ich zur selben Melodie den Text immer wieder abgewandelt. Weiterlesen auf freitag.de |