Jan Pfaff   


Journalist

     




"Wir waren damals zu unentschieden"



Ben Rhodes war Barack Obamas außenpolitischer Berater. Im Interview spricht er über den Arabischen Frühling, Fehler der USA in Syrien und Donald Trump


taz am wochenende, 16.02.2019







Ben Rhodes ist mit einem Flug aus Paris gekommen, jetzt sitzt er in der Lounge eines Hamburger Hotels. Er kaut Kaugummi, etwas trinken möchte er nicht. Rhodes, 41 Jahre, ist auf Europa-Reise, um sein Buch vorzustellen. Am nächsten Tag wird er weiter nach Berlin reisen, dann nach München zur Sicherheitskonferenz. Im Gespräch ist er sehr konzentriert – und macht kein Geheimnis daraus, was er von Obamas Nachfolger hält: gar nichts.

taz am wochenende: Herr Rhodes, wie wird man eigentlich mit 31 Jahren außenpolitischer Berater und Redenschreiber des US-Präsidenten?

Ben Rhodes: Eigentlich wollte ich immer Schriftsteller werden. Ich war 24 Jahre alt und studierte Kreatives Schrei­ben in New York, als ich am 11. September 2001 mit eigenen Augen sah, wie die Türme des World Trade Centers brannten und der erste in sich zusammenfiel. Danach entschied ich, dass meine Arbeit irgendetwas mit der Antwort auf diese Angriffe zu tun haben sollte. Wie immer diese Antwort auch aussehen sollte.

Also zogen Sie nach Washington.

Ich bekam dort einen Job als Redenschreiber für einen ehemaligen Kongressabgeordneten – und der wurde dann Ko-Vorsitzender der Kommission, die den 11. September untersuchte. Und anschließend auch der Kommission, die den Irak-Krieg aufarbeitete und quasi eine Autopsie der Entscheidungsprozesse durchführte. Dabei lernte ich vor allem, was die USA nach 9/11 alles falsch gemacht hatten. Und dann tauchte Barack Obama auf.

Was faszinierte Sie an ihm?

Er war eine andere Art Politiker, ein entschiedener Gegner des Irak-Kriegs, und er stand für einen Generationenwechsel, den wir dringend brauchten. Ich wollte unbedingt für ihn arbeiten. Das Partei-Establishment der Demokraten hatte damals voll auf Clinton gesetzt, in Obamas Wahlkampfteam engagierten sich vor allem Junge. Mit 29 Jahren war ich deshalb sogar der Älteste im Redenschreiberteam.


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