Jan Pfaff Journalist |
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Der Mann, der Trump
abschaltete
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Bahtiyar Duysak aus
Paderborn hat in San Francisco für Twitter gearbeitet. Und
die Welt für elf Minuten von Trumps Tweets befreit. War
das Absicht? |
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taz am wochenende, 01.04.2018 |
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Um den Mann zu treffen, der dem Präsidenten der
Vereinigten Staaten kurz eines seiner wichtigsten
Machtinstrumente wegnahm, muss man nach Ostwestfalen
fahren. Der Bahnhof von Paderborn ist überschaubar. Fünf
Gleise, Regionalbahnen aus Bielefeld oder Hannover halten
hier, nur selten ein ICE. Washington und das Weiße Haus
sind weit weg, Kalifornien und die Zentralen der großen
Internetkonzerne noch weiter. Vor dem Bäcker im
Bahnhofsgebäude wartet ein junger Mann in weißer
Trainingsjacke und verwaschenen Jeans. „Hallo, ich bin
Bahtiyar“, stellt er sich vor. Anfang November ging die Meldung um die Welt, dass der Twitter-Account von Donald Trump gesperrt worden war. Für elf Minuten konnte niemand mehr die Botschaften sehen, die Trump Tag für Tag in sein Handy tippt und die in ihrem völligen Ungefiltertsein eine bizarre Faszination ausstrahlen. Knapp 50 Millionen Follower hat der Account, Redaktionen auf der ganzen Welt beobachten ihn, Börsenmärkte reagieren auf einzelne Tweets, Regierungen analysieren die Nachrichten auf Folgen für die internationale Politik. Trumps Twitter-Sperre dominierte in den folgenden Tagen die US-Medien, die Gesprächsrunden der Politikkommentatoren und die Witze der Late-Night-Talker. Als seien sie eine magische Formel, wiederholte Whoopi Goldberg bei einem Fernsehauftritt immer wieder die Worte: „Elf Minuten, elf Minuten.“ Auch wenn Twitter schnell erklärte, dass es sich um einen Fehler gehandelt habe, sah es kurz so aus, als habe die Firma der Forderung vieler Trump-Gegner nachgegeben, den Präsidenten wegen seiner oft hetzerischen Kurznachrichten stumm zu schalten. Weiterlesen auf taz.de |