Jan Pfaff Journalist |
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Die Gesichter des 11.
September
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Nach den Anschlägen hingen überall in
New York Zettel mit Vermissten. Wer sind die Angehörigen
dahinter? Eine Spurensuche 20 Jahre danach |
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taz am wochenende, 11.09.2021 |
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In den
Tagen danach waren sie überall: Zettel mit Fotos von
lächelnden Menschen, von glücklichen Menschen. Von Frauen
in eleganten Abendkleidern, mit Kindern auf dem Schoß oder
beim Anschneiden einer Torte. Von Männern, die in kurzen
Hosen am Strand saßen oder auf einer Party Freunde im Arm
hielten. „Missing Person Poster“ hießen die Zettel. Sie
klebten in U-Bahn-Stationen und den Fenstern von
Restaurants, an Laternenpfählen, Bushaltestellen und den
Mauern von Krankenhäusern. Je näher man Ground Zero kam, dem Ort, an dem das World Trade Center gestanden hatte, desto größer waren die Flächen, auf denen die Poster nebeneinander hingen, desto mehr prägten sie das Straßenbild. Zu jedem Bild gab es ein paar Informationen, oft steckbriefartig knapp: die Namen der Vermissten, Nordturm oder Südturm, das Stockwerk und die Firmen, für die sie gearbeitet hatten, Cantor Fitzgerald, Aon, Forte Food Service, Windows of the World. Dazu Telefonnummern der Angehörigen. Am 11. September 2001 steuerten Terroristen um 8.45 Uhr das erste Flugzeug ungefähr auf Höhe der 96. Etage in den Nordturm des World Trade Centers. Die Explosion und die Trümmer der Boeing zerstörten neben den Aufzugsschächten auch alle drei Treppenhäuser für die Notevakuierung. Die Menschen in den darüberliegenden Stockwerken hatten keine Chance mehr zu entkommen. Die zweite Maschine traf den Südturm um 9.03 Uhr in einem schrägeren Winkel auf Höhe der 81. Etage. Eines der drei Treppenhäuser blieb dort zunächst intakt, weshalb sich aus dem Südturm einige Menschen oberhalb der Einschlagstelle retten konnten. Das wusste in den Tagen danach aber noch niemand so genau: Wenn man auf die Vermisstenzettel blickte, versuchte man unwillkürlich, die Stockwerkangaben in Überlebenschancen umzurechnen. Vielleicht hatte der Mann mit dem blauen Halstuch und dem Cowboyhut es doch noch aus dem 99. Stock des Nordturms geschafft? Oder die Frau mit dem großen Blumenstrauß? Je mehr Tage vergingen, desto klarer wurde: Man schaute in die Gesichter der Toten. Weiterlesen auf taz.de |